Was ist ein Dark Pattern?
Elemente durch fiese Tricks so gestalten, dass der Nutzer unabsichtlich etwas macht, dass er gar nicht will: das sind Dark Patterns. Ziemlich unethisch und definitiv eine Machtfähigkeit der dunklen Seite, kommen diese Patterns gleichermaßen auf unseriösen wie auf gängigen Websites zum Einsatz. Wenn man einmal einen Blick dafür entwickelt hat, findet man sie überall. Der kostenlose Premium-Test, der gleichzeitig im Kleingedruckten das 12-Monate-Abo nach der Premiumphase einleitet, ist nur ein Beispiel von einer endlosen Liste.
Dark Patterns sind wahnsinnig spannend. Am besten schützt man sich, indem man sich mit ihnen vertraut macht. Zu diesem Zweck gibt es die Website darkpatterns.org, welche die Patterns kategorisiert und Beispiele auf ihrem Twitter-Account sammelt. Im Übrigen ist das mitunter auch ziemlich unterhaltsam.
Und doch gibt es auch hiervon das ethische Gegenstück: Das Lenken von Aufmerksamkeit ist essentieller Bestandteil guten Webdesigns – schließlich soll sich der Nutzer schnell und intuitiv zurechtfinden und ganz leicht sein Ziel erreichen.
Cookiebanner nach DSGVO oder: Dann können wir’s auch gleich lassen
In unserem Beitrag „Rechtskonformes Cookiebanner und Tracking nach DSGVO/EuGH-Urteil“ gingen wir schon darauf ein. Erfüllt man die Vorgaben bei gleichzeitiger Transparenz, kann man sein Tracking auch gleich ganz weglassen. Die verbleibenden paar Prozent der Nutzer, die sich noch tracken lassen, geben in der Regel keine statistisch belastbaren Daten mehr her. Also nutzen so ziemlich alle Unternehmenswebsiten, denen ihr Tracking wichtig ist, bei ihren Cookiebannern Dark Patterns.
Die Angst vor Cookies
Kaum jemand weiß, was Cookies eigentlich genau sind oder wie ein Tracking im Detail funktioniert. Durch unpräzise mediale Berichterstattung hat aber nahezu jeder in Deutschland Angst davor, durch Cookies ausspioniert zu werden. Daher können wir noch so lieb fragen – im Zweifel sagt der Nutzer lieber nein.
Dass die kleinen Textdateien aber weder Viren enthalten noch persönliche Daten, weiß hingegen kaum einer. Bei einer rechtskonformen Tracking-Umsetzung wird auch die IP-Adresse anonymisiert. Zugegeben, Google, Facebook und Co. können das alles umgehen und trotzdem erschreckend genaue Rückschlüsse auf die Identität von jemandem ziehen: Über Geräte, Betriebssystemversion, Browserversion und viele (WIRKLICH viele) andere Faktoren. Will man sich dem nicht aussetzen, sollte man das Internet als Laie am besten komplett meiden.
Das Dark Pattern im Cookiebanner
Kurz nachdem das Thema DSGVO/EuGH Urteil die Unternehmer beschäftigte, kamen viele gleichzeitig auf die gleiche Lösung.
Das Cookiebanner wird rechtskonform umgesetzt. Es werden Cookie-Gruppen präsentiert (nicht vorangehakt). Der Nutzer kann seine Häkchen setzen und anschließend die Auswahl speichern.

Es werden zwei Buttons platziert: „Auswahl speichern“ und „Mit allen Cookies fortfahren“. Hier kommt das Dark Pattern zum Einsatz. Der Button „Mit allen Cookies“ fortfahren wird optisch hervorgehoben. Der Nutzer nimmt intuitiv an, dass es sich um den „Bestätigen“ Button handelt, prüft meist nicht erst alle anderen Optionen und klickt darauf – es wird mit allen Cookies fortgefahren, unabhängig davon welche Häkchen der Nutzer gesetzt hat.
Der Button „Auswahl speichern“ hingegen wird unauffällig ausgeführt, oder sogar nur als Link, „optimalerweise“ in hellgrau auf weiß, sodass er ganz leicht zu übersehen ist.
Diese Vorgehensweise ist natürlich bewusst irreführend, aber irgendwie gerade noch so OK.
Man könnte das Spiel sogar noch weiter treiben, indem man die Buttons noch unklarer beschriftet. Z.B. versteckt man die Infos zur Funktionsweise in dem Text, den eh keiner liest (vielleicht auch noch zugeklappt?) und beschriftet den „Alle Cookies“-Button einfach nur mit „OK“ oder Ähnlichem. Hier wäre dann aber zumindest gefühlt eine Grenze überschritten – da kann man auch einfach aufs Cookiebanner verzichten.
Große Macht = Große Verantwortung
Wenn Sie sich entscheiden, ein leichtes Dark Pattern im Cookiebanner zu verwenden, sollten Sie sich auch mit dem Thema adäquat auseinandersetzen. Fragen Sie sich, ob alle Cookies, die Ihre Seite setzt, wirklich notwendig sind: Stichwort Datensparsamkeit. Ein häufig wiederkehrendes Thema auch bei Registrierungsformularen aller Art. Braucht es für einen Newsletter-Abonnenten wirklich Vorname, Nachname, Geschlecht, Telefonnummer, Geburtsdatum, Adresse, PLZ, Branche usw…oder tut es nicht auch einfach nur eine E-Mail-Adresse?
Gleichzeitig sollten Sie sich bei der Verwendung von Drittanbieter-Cookies absolut im Klaren darüber sein, von wem diese Cookies gesetzt werden und zu welchem Zweck – und auch hier auf alles verzichten, was nicht absolut lebensnotwendig ist oder durch Lösungen ohne Cookies ersetzt werden kann.
Kurz gesagt, gehen Sie mit Ihren Nutzern rechtmäßig und rechtschaffen um.
Tracking ist wichtig – oder?
Aus dem Agenturalltag wissen wir, dass fast jedes Unternehmen über ein Tracking verfügt oder dieses als sehr wichtig erachtet. Nur ein Bruchteil der Unternehmen schaut aber auch wirklich in die Trackingdaten hinein – und noch viel weniger Unternehmen ziehen daraus sinnvolle Rückschlüsse für Optimierungen der Website. Fragen Sie sich also ehrlich, ob Sie hier wichtige Daten zur regelmäßigen Maßnahmenableitung erfassen. Oder ob Sie nur ungenutzten Datenmüll ansammeln, weil man das „eben so macht“ – dann sollten Sie das Tracking abstellen.
Nutzervertrauen oder Daten?
Es gibt auch Unternehmen, die die vollkommen moralische Entscheidung treffen und das Cookiebanner völlig transparent ausführen. Ihnen ist die Datensparsamkeit und das langfristige Vertrauen ihrer Kunden wichtiger, als die Datenerfassung.
Überlegen Sie sich, was Sie anbieten und wie Sie vorgehen wollen.
Der Einsatz von Dark Patterns beim Cookiebanner kann unter Umständen zu rechtfertigen sein – bis zu einem gewissen Punkt (wie oben beschrieben) und solange Sie dabei verantwortungsvoll vorgehen. Es sollte so leicht ausgeführt sein, dass es aufgrund der Nachlässigkeit der Nutzer funktioniert – wenn Sie aber aktiv täuschen und verschleiern, könnte das nach hinten los gehen.
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Juri Bienek | Online Marketing Manager